Wandermarathon zwischen Dreisamtal und Hochschwarzwald

Felsige Schluchten, sagenhafte Geschichten und weite Ausblicke
30 Kilometer, 1500 Höhenmeter – rund um das Höllental
Die Rundwanderung ums Höllental zählt zu den eindrucksvollsten Touren im Schwarzwald. Was es mit dem Hirschsprung, der Liebe von Kuno und Ida und dem „Wächter des Dreisamtals“ auf sich hat – das erfahrt ihr hier. Komm mit auf eine Tour voller Geschichten und Ausblicke!
Zwischen Teufelsschlucht und Postroute – das Höllental im Wandel der Zeit
Wer heute mit der Höllentalbahn durch die dramatische Schwarzwaldkulisse fährt, spürt: Diese Strecke hat Charakter. Felswände, Schluchten, das Ravennaviadukt – ein Erlebnis. Im Mittelalter sah das ganz anders aus: Das Höllental war ein gefährliches Nadelöhr, berüchtigt für Überfälle durch Raubritter der Burg Falkenstein. Deshalb wählten Händler lieber den Umweg über Wagensteig und St. Märgen. Erst als die Zähringer das Tal erschlossen und später Mönche aus St. Gallen hier entlang zogen, gewann es an Bedeutung. Unter habsburgischer Herrschaft wurde es Teil der Postroute von Wien nach Paris – samt Pause an der Posthalde. Seinen heutigen Namen verdankt das Tal französischen Truppen, die es im 17. Jahrhundert Val d’Enfer – Höllental – tauften. Und der Name blieb.
Wandermarathon mit Aussicht

Für Wanderer ist die Höllentalumrundung eine der lohnendsten Unternehmungen im Schwarzwald überhaupt. Aber Achtung: Wer die Strecke an einem Tag unter Schusters Rappen nehmen möchte, den erwarten nicht nur spektakuläre Aussichtsfelsen und wildromantische Schluchten, sondern auch fast 30 Wegkilometer und 1500 zu überwindende Höhenmeter im Auf- und Abstieg – beinahe schon ein echter Wandermarathon.
Start im Himmelreich – auf den Spuren des Hirschsprungs
Wir starten frühmorgens am Bahnhof Himmelreich. Gleich zu Beginn tauchen wir in die Welt der Sagen ein – denn kaum ein Ort ist so sagenumwoben wie das Höllental. Besonders bekannt: Der Hirschsprung. Auf dem Hohfelsen steht seit 1907 eine Bronzestatue des legendären Hirsches, der einst von einem Ritter gejagt wurde – und mit einem gewaltigen Satz über die Schlucht sprang. Der Ritter blieb zurück, der Hirsch war frei.
Kuno und Ida – eine Liebesgeschichte aus dem Schwarzwald

Erstes Ziel: Der Frauensteigfelsen. Der Aufstieg Richtung Burg Falkenstein lohnt sich doppelt – für die Aussicht und für die Geschichte, die uns hier erwartet. Sie handelt von Ritter Kuno von Falkenstein und seiner Frau Ida. Kuno zog in den Kreuzzug und bat Ida, ihm sieben Jahre lang die Treue zu halten. Als Zeichen gab er ihr die Hälfte seines Rings. Sieben Jahre vergingen – fast. Einen Tag vor Fristende gelang Kuno die Flucht aus der Gefangenschaft. Mit Hilfe des Teufels – in Löwengestalt – machte er sich auf den Heimweg. Doch der Teufel forderte seinen Preis: Sollte Kuno einschlafen, gehörte seine Seele ihm. Als Kuno fast einschlief, erschien ein Falke – und rettete ihn. In Kirchzarten, am Gasthaus „Zum Rindsfuß“, stürmte Kuno in den Hochzeitszug seiner Frau – sie war im Begriff, Johann von Snewlin zu heiraten. Er trank aus Idas Kelch und ließ seine Ringhälfte hineinfallen. Ida erkannte ihn – und die Hälften vereinten sich. Der Rest ist (Liebes-)Geschichte. Noch heute erinnert der Teufelsstein beim Gasthaus Fortuna an diese Legende – und eine Bronzetafel erzählt von Kuno.
Felsen, Weitblicke und Wasserfälle

Vom Frauensteigfelsen schweift der Blick übers Dreisamtal. Dieser Felsen bildet den Auftakt zu einer Fülle an Panoramaplätzen. Die nächsten tollen Aussichten öffnen sich bei Nessellachen, auf den beiden Posthaldefelsen und am Piketfelsen, hoch über dem Hofgut Sternen. Auch uns führt der Weg dorthin, und zwar durch eine der malerischsten Schluchten des Schwarzwalds, die Ravennaschlucht. Begleitet vom rauschenden Bachlauf wandern wir auf Steigen, Brücken und Stegen das wildromatische Tal hinab.
Wo auch Marie Antoinette pausierte
Am Hofgut Sternen legen wir unsere erste große Pause ein. Auch Marie Antoinette hat hier 1770 auf ihrem Brautzug von Wien nach Versailles Rast gemacht. Heute lädt das Ensemble aus historischem Gasthaus, Kapelle und Glashütte zum Verweilen ein. Doch wir ziehen weiter – unser Ziel ist die Hinterwaldkopfhütte.
Rauf auf den Wächter des Dreisamtals

Von ihr trennen uns noch einige Höhenmeter, schließlich ging es in der letzten Stunde mehrheitlich bergab. Auf der anderen Seite des Höllentals wandern wir steil aufwärts und gelangen danach über die Alpersbacher Wasserfälle in Richtung unseres Einkehrziels. Bei einer leckeren Brotzeit rüsten wir uns für das letzte Highlight des Tages: Den Wächter des Dreisamtals.
Wenn wir auf dem Gipfel stehen, wissen wir, warum man den Hinterwaldkopf so nennt. Kein anderer Berg gewährt ein solches Panorama über das Zartener Becken, und auch der Blick auf die düstere Nordseite des Feldbergs bleibt in Erinnerung. Über Wiesen, schmale Pfade und zuletzt Forstwege geht es zurück nach Himmelreich, wo wir auf einen außergewöhnlichen Wandertag zurückblicken.
Komm mit ins Höllental!
Ein Tag, dreißig Kilometer, unzählige Eindrücke. Wer diese Runde geht, sieht den Schwarzwald mit anderen Augen – und nimmt ein Stück Geschichte mit nach Hause.
Begleitet ihr mich auf der nächsten Tour? Ich würde mich freuen!
Nächster Termin: Sonntag, 29. Juni 2025
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Matthias Schopp ist SCHNEESCHUH Akademie Guide und Wanderbuchautor
Als erfolgreicher Autor zahlreicher Wanderführer hat er das Buch *Wandern mit Öffis Südbaden* geschrieben, erhältlich im Rother Verlag. Dort findest Du die 40 schönsten Wanderungen zwischen Ortenau, Schwarzwald und Bodensee. Sie sind stressfrei mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchführbar.
Für dieses Buch ist er jede Tour persönlich gegangen und hat sie in den Beschreibungen mit zahlreichen nützlichen Infos und Insidertipps gespickt. Besuchen Sie Matthias Schopp auch gerne auf seiner Homepage.