Matthias Schopp Freitag, 22. September 2023 von Matthias Schopp

Herrlich inspirierend

Farbenfroher Herbst - für mich die schönste Jahreszeit zum Wandern.

Im Gegensatz zu vielen anderen Teilen Deutschlands kann man im Schwarzwald und seinen Randgebieten das ganze Jahr hindurch draußen aktiv sein. Dieser Umstand ist der besonderen Topographie geschuldet:

Mehr als 1200 Höhenmeter liegen zwischen dem Rheinpegel bei Breisach und dem Feldberggipfel – einmalig im deutschen Mittelgebirgsraum. Dank des großen Höhenunterschieds findet man immer irgendwo gute Bedingungen für eine Unternehmung an der frischen Luft. Aber wann ist die beste Zeit zum Wandern? Und was muss ich für eine Tour jeweils mitnehmen?

Keine einfachen Fragen, denn jeder hat seine eigenen Vorlieben.


"Alle vier Jahreszeiten haben ihren ganz besonderen Reiz"

Winter - Frühling - Sommer

Im Winter sind die tief gelegenen Routen am Schwarzwaldrand meist schneefrei und können problemlos begangen werden. Solange noch kein Schnee liegt, und es keine anderen Naturschutzbeschränkungen gibt, gilt dies auch für die Hochlagen. Bei Schneelage gibt es triftige Gründe, die klassischen Wanderrouten zu meiden. Dazu zählen Betretungsverbote (Naturschutz, Loipen) oder Lawinengefahr. Außerdem macht es dann ohnehin wesentlich mehr Spaß, mit den Schneeschuhen lautlos durch die weiße Pracht zu gleiten.

Der Frühling drängt sich für Touren in den Tieflagen auf. Die Streuobstwiesen am Rhein und am Kaiserstuhl tragen ihr Blütenkleid, die Temperaturen sind meist schon angenehm warm. Im Schwarzwald können sich Altschneereste bis weit ins Jahr hinein halten und die hochgelegenen Touren erschweren oder gar vereiteln.

Im Sommer werden viele Menschen die hohen Temperaturen im Oberrheinischen Tiefland als nicht wanderfreundlich empfinden. Dafür kann man dann auf über 1000 Meter der größten Hitze entfliehen und etwas Sommerfrische tanken. Aufgrund von nachmittäglichen Gewittern empfiehlt sich aber meist ein früher Aufbruch.

"Der Herbst bietet dem Wanderer eine einzigartige Atmosphäre."

Herbst

Die schönste Jahreszeit zum Wandern ist für mich der Herbst. Insgesamt geht es deutlich ruhiger zu, die Blätter verfärben den Wald zu einem bunten Farbenmosaik und die Fernsicht wird zunehmend besser. Besonders bei Inversionswetterlage kann der Schwarzwald all seine Trümpfe ausspielen, dann schwebt man hoch oben auf sonnigen Höhen, während sich in den Tallagen der Nebel ausbreitet.

Dieses besondere Wetterphänomen tritt meist ab November auf, und kann sich tage-, ja wochenlang bis in den Dezember hinein halten. Wenn nachts die kalte, schwere Luft vom Berg ins Tal fließt, kondensiert die enthaltene Feuchtigkeit aus – es entsteht zäher Nebel, der einem in Freiburg und Umgebung durchaus manchmal aufs Gemüt schlägt. Aber gerade wenn man an solchen Tagen aus dem Fenster in ein melancholisches Grau schaut, dann lohnt der Blick auf die Webcam am Feldberg!

Oft kündigt sich nämlich auf diese Weise im Hochschwarzwald ein traumhafter Herbstmorgen an. Stahlblau präsentiert sich der Himmel auf 1000 Metern Höhe. Die Aussicht ist beeindruckend: Am Horizont zeichnet sich klar und deutlich die bereits verschneite Alpenkette ab. Davor das Schweizer Mittelland, welches genau wie das Rheintal unter einer mächtigen Wolkendecke liegt.

"Dann hält mich nichts mehr daheim ..."

Nebel im Bärental und Thermoskanne im Rucksack

Bei der Anfahrt durchs nebelverhangene Bärental zeigt das Autothermometer -1°C, die ersten Fröste ziehen über das Land.

Lange Hosen und eine Jacke werden wieder zur Standardausrüstung. Früh morgens herrscht am Feldberg noch wenig Betrieb. Ich bekomme problemlos einen Parkplatz und mache mich sogleich auf den Weg. Beim Aufstieg wachsen immer mehr Berge am Horizont in den Himmel. Drüben das Herzogenhorn mit dem markanten Gipfelkreuz, etwas entfernt hinter dem Wiesental der Belchen. Schöne Erinnerungen an die Schwarzwälder Drei-Gipfel-Tour gehen mir durch den Kopf. Kurz darauf erreiche ich den Gipfel mit dem noch verschlossenen Feldbergturm und dem Bismarckdenkmal. Hier kann man wunderbar rasten und die Thermoskanne auspacken.

Mit einem warmen Schluck aus dem Rucksack genieße ich heute eine Wahnsinns-Fernsicht zu den Alpen. Im Osten erhebt sich der Säntis, dann folgen die Gipfel der Glarner und der Urner Alpen und das berühmte Berner Dreigestirn: Eiger, Mönch und Jungfrau. An besonders klaren Tagen ist im Westen sogar der Montblanc zu sehen – das sind 230 Kilometer Luftlinie.

"Das Wandern wird zum genuß für alle Sinne."

"Indian Summer" im Hochschwarzwald

Abgesehen von den Aussichtsgipfeln gibt es so manch verträumtes Wanderziel, welches man unbedingt im Herbst besuchen sollte. Eines davon ist der beinahe kreisrunde Feldsee unterhalb des Seebuck-Gipfels. Der steinige Wanderpfad dorthin ist mit einer dicken Schicht Laub bedeckt, eine Herausforderung für die Sprunggelenke, denn allzu leicht ist man umgeknickt – feste Wanderschuhe sind im Herbst also dringend anzuraten.

Während des Abstiegs auf dem Felsenweg umgibt mich der charakteristische Herbstgeruch. Das Wandern wird zum Genuss für alle Sinne. Dennoch ist auf dem feuchten Geröll und dem glitschigen Laub Konzentration gefordert. Bald ist der Feldsee erreicht. Das dunkle Wasser in diesem tiefsten aller Karseen im Schwarzwald erinnert an die schottischen Highlands mit ihren sagenumwobenen Lochs, Glens und Bens. Auch hier bei uns waren es eiszeitliche Gletschermassen, die sich tief ins Gestein gegraben und eine beeindruckende Landschaft geformt haben.

Unter den Felsen der Karwand leuchten einige Laubbäume am Seeufer – Indian Summer im Hochschwarzwald.

"Ein feines Frühstück wäre jetzt gut."

Der Raimartihof kommt mir da gerade recht.

Zum perfekten Herbstmorgen fehlt eigentlich nur noch eine zünftige Brotzeit. Für ein richtiges Frühstück gab es vorhin nämlich keine Zeit mehr, zu spontan war der Aufbruch in den Schwarzwald.

Eigentlich ist das völlig unvernünftig, denn etwas zu Essen und zu Trinken gehört immer in den Rucksack. Heute wird mir diese Nachlässigkeit aber nicht zum Verhängnis, denn der Raimartihof ist nur einen Steinwurf entfernt. Wie immer lässt das Frühstück dort keine Wünsche übrig, sodass ich gut gestärkt den erneuten Aufstieg zum Feldbergpass in Angriff nehmen kann.

Bei der Rückfahrt durchs Bärental hat sich der Morgennebel verzogen. Auch am Titisee machen einige Buchen, Kastanien und Ahornbäume den Herbst zu einem farbenfrohen Erlebnis.


Zum Sonnenaufgang auf den Feldberggipfel steigen - ein ZIEL für Sie?

Haben auch Sie Lust, den Rausch der Farben im Schwarzwald zu genießen? Dann kommen Sie mit uns. Jeden Sonntag im September und Oktober sind die Guides der SCHNEESCHUH Akademie unterwegs und führen ihre Gäste auf den Gipfel des Feldberg. Anschließend gibt es Frühstück in einer gemütlichen Bauernhofstube.

Ich bin dabei!

Ihr Matthias Schopp

Matthias Schopp ist SCHNEESCHUH Akademie Guide und Wanderbuchautor

Matthias Schopp ist erfolgreicher Autor zahlreichen Wanderführer und hat unter anderem das Buch Schwarzwald Süd geschrieben, erhältlich im Online Shop des Rother Verlag. Dort finden Sie 60 tolle Wanderstrecken zwischen Freiburg und Basel.

Jede Tour ist er persönlich gelaufen und hat sie in den Beschreibungen mit zahlreichen nützlichen Infos und Insider Tipp gespickt.

Besuchen Sie ihn auch gern auf seiner Homepage.


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